Lebensqualität bis zuletzt

Ein Abend im Zeichen der Lebensqualität bis zum Ende: Zahlreiche Interessierte versammelten sich am Montagabend im Thurvita Sonnenhof Zentrum in Wil zum Event „Lebensqualität bis zuletzt“. Die Veranstaltung brachte Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen der Palliative Care zusammen, die ihre Erfahrungen und Sichtweisen teilten, wie Menschen in ihrer letzten Lebensphase optimal begleitet und unterstützt werden können.

Der Abend bot einen umfassenden Einblick in die Anforderungen an eine bedarfsgerechte Palliative Care. Die Expertinnen und Experten betonten dabei, dass Palliative Care über die rein medizinische Betreuung hinausgeht und psychosoziale sowie spirituelle Unterstützung einschliessen sollte. Im Mittelpunkt stehen stets die Bedürfnisse und Wünsche der Betroffenen, die durch ein vernetztes Team aus Pflegekräften, Ärzten, Seelsorgenden und Freiwilligen begleitet werden.

Ein Netzwerk für die letzte Lebensphase
„Es geht darum, Lebensqualität zu fördern und den Menschen die Möglichkeit zu geben, bis zuletzt selbstbestimmt zu leben“, erklärte Patricia Mojzisek, Pflegeexpertin bei Thurvita mit Spezialisierung in Palliative Care. Sie veranschaulichte diese Philosophie auf einfühlsame Weise gemeinsam mit einem Spitalclown anhand der Rolle von „Martha Muster“. „Gerade in der letzten Lebensphase ist eine persönliche und individuelle Begleitung unverzichtbar“, betonte sie. Mojzisek erklärte, wie Thurvita in Zusammenarbeit mit Hausärzten und weiteren Partnern ein umfassendes Versorgungsnetzwerk aufbaut, das gezielt auf die Wünsche der Betroffenen abgestimmt ist. Dazu gehören fortlaufende Anpassungen in Bereichen wie Hotellerie, Betreuung und Freizeitgestaltung, um den Menschen Geborgenheit zu bieten. Eine liebevolle Begleitung durch den palliativen Brückendienst unterstützt das Pflegeteam und die Patienten bis zum Lebensende und umfasst auch Hilfe bei der Erstellung von Patientenverfügungen, für den Fall, dass eine eigenständige Kommunikation nicht mehr möglich ist.

Mobile spezialisierte Palliativpflege
Monika Eisenhut von der Krebsliga Ostschweiz stellte die Angebote der spezialisierten Palliativpflege vor. Sie erläuterte den mobilen spezialisierten Palliativ-Care-Dienst, der bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium eingesetzt wird und Betroffene mit komplexen und instabilen Symptomen in Krankheit und Sterbeprozess begleitet. „Entscheidungsfindung und die Entwicklung von Notfallplänen sind essenziell, um den Betroffenen und ihren Angehörigen Sicherheit zu bieten“, erklärte Eisenhut. Im Vordergrund stehe stets die Symptomlinderung, um die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten. Auch die Finanzierung dieser Dienstleistungen wurde besprochen: Rund 80 Prozent der Kosten werden nicht von der Krankengrundversicherung getragen, und so kommen die Krebsliga und die Kantone zum Zug, die durch Leistungsaufträge ebenfalls zur Finanzierung beitragen.

Die Rolle des Hausarztes in der Palliative Care
Dr. med. Andreas Horvath von Medbase Wil hob die Bedeutung der ärztlichen Begleitung hervor und erläuterte, dass der Hausarzt eine beständige Rolle in der Versorgung einnimmt. „Es gibt viele wertvolle zusätzliche Angebote, die ohne die ständige Anwesenheit des Hausarztes auskommen, doch gerade bei den zahlreichen Veränderungen in der letzten Lebensphase ist der Hausarzt als Konstante wichtig“, erklärte er. Durch die langjährige Begleitung kenne der Hausarzt nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch dessen Familie und Umfeld, was Vertrauen und Stabilität schafft. Und Ärztin Maria Staubli sprach über die Rolle von Morphium und anderen Opioiden in der Pflege. Sie erklärte die Anwendung, Nebenwirkungen und die Wirkung dieser Schmerzmittel und räumte mit Vorurteilen auf, wie etwa dem Missverständnis, dass Morphium schädlich oder gar „krankmachend“ sei. Ihr Vortrag verdeutlichte, dass eine sorgfältige Schmerztherapie ein wichtiger Bestandteil der Palliativmedizin ist und die Lebensqualität erheblich verbessern kann.

Trauerbegleitung und menschliche Nähe
Yolanda Schuster, Trauer- und Sterbebegleiterin, schilderte abschliessend eindrucksvoll die emotionale Unterstützung, die sie und ihre Gruppe betroffenen Familien und Angehörigen bietet. Sie sprach über die Wichtigkeit, Raum für Trauer zu schaffen und einen würdevollen Umgang mit dem Abschied zu ermöglichen. Besonders bewegend war der Austausch über die Rolle der Freiwilligen in der Palliative Care, die durch ihre Nähe und Mitgefühl oft Halt und Trost spenden.

Die Besucherinnen und Besucher erhielten nicht nur fundierte Informationen, sondern auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich aktiv einzubringen. Viele äusserten sich nach der Veranstaltung dankbar für die offenen und tiefgründigen Einblicke in ein Thema, das oft tabuisiert wird, aber alle Menschen betrifft. Der Abend zeigte eindrucksvoll, dass Palliative Care Linderung bedeutet. Aber auch menschliche Nähe, Würde und Mitgefühl – Werte, die Thurvita und ihre Partner täglich leben und die den Menschen bis zuletzt begleiten.

Bericht von David Hugi, wil24.ch